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Ein­lei­tung

Wir befin­den uns in beweg­ten poli­ti­schen Zei­ten, in denen sich die poli­ti­sche Tek­to­nik gera­de gra­vie­rend ver­schiebt. Der Pro­zess der gesell­schaft­li­chen Aus­dif­fe­ren­zie­rung (Luh­mann: 1994), er schrei­tet vor­an, und er geht zuneh­mend auch mit einer wei­te­ren Aus­dif­fe­ren­zie­rung der poli­ti­schen Par­tei­en­land­schaft in libe­ra­len Demo­kra­ti­en ein­her. Es ist auch das Poli­ti­sche selbst, wel­ches sich immer wei­ter aus­dif­fe­ren­ziert (Luh­mann: 2002).

Leid­tra­gen­de die­ser Ent­wick­lung sind in beson­de­rem Maße sowohl sozi­al­de­mo­kra­ti­sche als auch sozia­lis­ti­sche bzw. lin­ke Par­tei­en.  Dies lässt sich schon dar­an fest­ma­chen, dass um die Jahr­tau­send­wen­de die Mehr­zahl der Regie­run­gen in sozi­al­de­mo­kra­ti­scher Hand war, wäh­rend heu­te fast kei­ne lin­ke Regie­rung mehr im Amt ist und in Län­dern wie Polen (Fehr: 2016), Ungarn (Hel­ler: 2017), Öster­reich und Ita­li­en rech­te bzw. rechts­po­pu­lis­ti­sche Par­tei­en in Regie­rungs­ver­ant­wor­tung sind (Levitsky/Ziblatt: 2018). Auch scheint der­zeit das poli­ti­sche Momen­tum auf der Sei­te der Rech­ten zu sein.

Die Euro­päi­sche Lin­ke hat mit ihrer alten his­to­ri­schen Krank­heit, näm­lich den Abspal­tun­gen zu tun, einer­seits durch La Fran­ce Inso­u­mi­se unter Melen­chon, ande­rer­seits durch Die „Demo­cra­cy in Move­ment“ (DIEM) Bewe­gung, die wesent­lich von Yanis Varou­fa­kis begrün­det wur­de. Eine geein­te Euro­päi­sche Lin­ke ist jeden­falls der­zeit nicht in Sicht.

Bei­de Par­tei­en­grup­pen, sowohl die sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Par­tei­en als auch die sozia­lis­ti­schen Par­tei­en, sind jedoch vom gesell­schaft­lich-poli­ti­schen Rechts­ruck (Gei­sel­ber­ger: 2017; Del­la Por­ta: 2017) betrof­fen. Sie sind vor allem auch bei­de davon betrof­fen, dass ihr eigent­li­ches poli­ti­sches Sub­jekt, näm­lich die arbei­ten­de Bevöl­ke­rung und die sozio­öko­no­misch weni­ger pri­vi­le­gier­ten, in sub­stan­zi­el­ler Zahl sich dem Rechts­po­pu­lis­mus zuwen­det (Brum­lik: 2017; Eri­bon: 2017). Damit gehen natür­lich Wahl­nie­der­la­gen ein­her, die teils kra­chend sind.

Trotz des his­to­ri­schen Schis­mas sozi­al­de­mo­kra­ti­scher und sozia­lis­ti­scher Par­tei­en, wel­che sich in Deutsch­land im Kon­text der Novem­ber­re­vo­lu­ti­on voll­zog, haben bei­de Par­tei­en­grup­pen gemein­sa­me Wur­zeln, Wer­te­sys­te­me und Orga­ni­sa­ti­ons­for­men. Para­dig­ma­tisch steht hier­für die Arbei­te­rin­nen- und Arbei­ter­be­we­gung (Marx: 1977) als gemein­sa­mer Ursprung und Basis die­ser bei­den Par­tei­en­grup­pen. Sie sind aber auch auf der Ebe­ne der Wer­te mit­ein­an­der ver­bun­den, denn Gerech­tig­keit (Wal­zer: 2006; Rawls: 1979), Soli­da­ri­tät (Durk­heim: 1977) und Frei­heit, ins­be­son­de­re ver­stan­den als indi­vi­du­el­le Frei­heit bei gleich­zei­ti­ger mate­ri­el­ler Abge­si­chertheit als Vor­aus­set­zung eben­die­ser Frei­heit (vgl. San­del: 2015). Eine wich­ti­ge poli­ti­sche Schnitt­men­ge bei­der Par­tei­en­grup­pen ist die grund­le­gen­de For­de­rung nach sozia­ler Gerech­tig­keit.

Nun gibt es eine simul­ta­ne Kri­se sowohl der sozi­al­de­mo­kra­ti­schen als auch der sozia­lis­ti­schen bzw. lin­ken Par­tei­en­fa­mi­lie in Euro­pa. Dies ist inso­fern von neu­er Qua­li­tät, als dass es sonst sehr häu­fig einen Kom­pen­sa­ti­ons­me­cha­nis­mus gab, bei dem die eine Par­tei­en­grup­pe von den Ver­lus­ten der ande­ren pro­fi­tier­te. Wie es zu die­ser exzep­tio­nel­len simul­ta­nen Kri­se kom­men konn­te, und was mög­li­che Gegen­stra­te­gi­en die­ser Par­tei­en vor dem Hin­ter­grund poli­to­lo­gi­scher, sozio­lo­gi­scher, rhe­to­ri­scher und psy­cho­lo­gi­scher Erkennt­nis­se sein kön­nen, davon han­delt die­ses Paper.

Die gesamt­eu­ro­päi­sche Kri­se der Sozi­al­de­mo­kra­tie

Die sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Par­tei­en befin­den sich in Euro­pa ins­ge­samt in der Kri­se. In vie­len Län­dern haben sie mitt­ler­wei­le den Sta­tus als Volks­par­tei­en ver­lo­ren, da sie schlicht­weg zu vie­le Wäh­le­rin­nen und Wäh­ler sowie Mit­glie­der ver­lo­ren haben. In Frank­reich hat sich die Par­ti Socia­lis­te nach der Prä­si­dent­schaft von Fran­cois Hol­lan­de bei den letz­ten Wah­len pul­ve­ri­siert. Zudem hat sich ihr Spit­zen­kan­di­dat mit einer eige­nen For­ma­ti­on abge­spal­ten. In Deutsch­land haben sich die Zustim­mungs­wer­te für die SPD seit der Jahr­tau­send­wen­de hal­biert (von Lucke 2015: 12). In Ita­li­en hat der Par­ti­to Demo­cra­ti­co bei den letz­ten Par­la­ments­wah­len dras­tisch ver­lo­ren und wur­de aus der Regie­rungs­ver­ant­wor­tung her­aus abge­wählt. Auch im eins­ti­gen sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Mus­ter­land gelang es einer sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Regie­rung nicht, wie­der­ge­wählt zu wer­den. Obgleich stärks­te Kraft, hat auch die schwe­di­sche Sozi­al­de­mo­kra­tie ver­lo­ren.

In eini­gen Län­dern Ost­mit­tel­eu­ro­pas gibt es kei­ne nen­nens­wer­te Sozi­al­de­mo­kra­tie. In der Slo­wa­kei herr­schen zwar offi­zi­ell Sozi­al­de­mo­kra­ten, aber deren Poli­tik ent­spricht kaum dem, was von einer sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Regie­rung erwart­bar wäre. Denn auch die Slo­wa­kei ist Teil der Visegrad-Grup­pe, wel­che die gesamt­eu­ro­päi­sche Soli­da­ri­tät im Umgang mit Geflüch­te­ten ver­wei­gert.

Es gibt der­zeit zwei Spe­zi­al­fäl­le sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Erfol­ges in Euro­pa, einer­seits Labour in Groß­bri­tan­ni­en und die spa­ni­sche Par­ti­do Socia­de­mo­cra­ti­co de Obre­ros Espa­n­o­les (PSOE). Labour hat bei den jüngs­ten Par­la­ments­wah­len deut­lich hin­zu­ge­win­nen kön­nen, und dies mit einem deut­li­chen poli­ti­schen Links­schwenk unter dem Vor­sit­zen­den Jere­my Cor­byn. Jedoch ver­moch­te es die Par­tei bis heu­te nicht, zu einer kon­sis­ten­ten Linie beim Bre­x­it zu gelan­gen. Daher ist es frag­lich, ob die­ser Höhen­flug sich so fort­setzt. Hin­zu kommt, dass es Labour trotz der schwe­ren poli­ti­schen Kri­se, aus­ge­löst durch den Bre­x­it, immer noch nicht gelun­gen ist, die kon­ser­va­ti­ve Tory-Regie­rung abzu­lö­sen.

In Spa­ni­en haben die Sozi­al­de­mo­kra­ten zwar Ein­bu­ßen bei der letz­ten Par­la­ments­wahl gehabt, ins­be­son­de­re durch die Kon­kur­renz durch die neu gegrün­de­te links­po­pu­lis­ti­sche For­ma­ti­on Pode­mos (Mül­ler 2016: 10). Den­noch gelang es ihr unter Pedro San­chez, die bestehen­de kon­ser­va­ti­ve Regie­rung zu stür­zen und selbst die Regie­rung zu über­neh­men. Dies war jedoch weni­ger das ori­gi­nä­re Ver­dienst der Sozi­al­de­mo­kra­tie, son­dern eher auf den jah­re­lan­gen und mas­si­ven Kor­rup­ti­ons­skan­dal, die Ope­ra­ci­on Gür­tel zurück­zu­füh­ren, in wel­che die kon­ser­va­ti­ve spa­ni­sche Par­ti­do Popu­lar mas­siv ver­strickt war. Die­ser Skan­dal hat die Kon­ser­va­ti­ven erheb­lich dele­gi­ti­miert, was die poli­ti­sche Vor­aus­set­zung der sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Regie­rungs­über­nah­me war. Die jüngs­ten Regio­nal­wah­len aber waren auch Deba­kel für die PSOE. Es lässt sich also ins­ge­samt ein signi­fi­kan­ter Abwärts­trend bei jeweils natio­na­len Beson­der­hei­ten inner­halb der sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Par­tei­en­fa­mi­lie in Euro­pa kon­sta­tie­ren.

Auch bei den jet­zi­gen Euro­pa­wah­len dro­hen der sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Par­tei­en­fa­mi­lie wei­te­re Ver­lus­te, ins­be­son­de­re auch durch das Weg­bre­chen von Labour auf­grund des Bre­xits (Vogel: 2019). Genau wie in vie­len natio­na­len Par­la­men­ten ist die Sozi­al­de­mo­kra­tie inzwi­schen weit davon ent­fernt, den Kon­ser­va­ti­ven als stärks­te par­la­men­ta­ri­sche Kraft gefähr­lich zu wer­den.

Der poli­ti­sche Bei­trag der Sozi­al­de­mo­kra­tie zu ihrer Kri­se

Die­se hier beschrie­be­ne Kri­se der Sozi­al­de­mo­kra­tie hat natür­lich auch etwas mit spe­zi­fi­schen Feh­lern und Schwie­rig­kei­ten sozi­al­de­mo­kra­ti­scher Par­tei­en zu tun. Die­se haben sich näm­lich in den letz­ten zwei Jahr­zehn­ten rela­tiv kon­sis­tent ver­hal­ten, was auch erklärt, war­um vie­le die­ser Par­tei­en jetzt simul­tan in der Kri­se sind, allen län­der­spe­zi­fi­schen Unter­schie­den zum Trotz.

Die Sozi­al­de­mo­kra­tie steht klas­si­scher­wei­se für sozia­le Gerech­tig­keit, für Bil­dungs­ge­rech­tig­keit, Chan­cen­gleich­heit, sozia­len Auf­stieg ins­be­son­de­re der arbei­ten­den Bevöl­ke­rung und den Erhalt und Aus­bau des Wohl­fahrts­staa­tes als Aus­druck orga­ni­sier­ter gesell­schaft­li­cher Soli­da­ri­tät (vgl. See­leib-Kai­ser: 2014; Mey­er: 2008; Haber­mas: 1973). Dar­aus ergibt sich als Vor­aus­set­zung ein hand­lungs­fä­hi­ger Staat und eine inter­ve­nie­ren­de Wirt­schafts­po­li­tik sowie ein star­ker poli­ti­scher Fokus auf die Sozi­al­po­li­tik, eben­so die Bil­dungs­po­li­tik und die Arbeits­markt­po­li­tik.

Jedoch hat sich die Sozi­al­de­mo­kra­tie in Regie­rungs­ver­ant­wor­tung zur Jahr­tau­send­wen­de nicht nur an den neo­li­be­ra­len Zeit­geist (Stiglitz: 2010) ange­passt, son­dern sie hat ihn auch noch aktiv mit­ge­prägt. Para­dig­ma­tisch steht hier­für das so genann­te Schrö­der-Blair Papier der bei­den sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Regie­rungs­chefs Ger­hard Schrö­der und Tony Blair (Busch/Hierschel: 2013; von Lucke: 2013). Des­sen Fokus lag auf Wer­ten wie Akti­vie­rung und Eigen­ver­ant­wor­tung, nicht jedoch auf den klas­sisch sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Wer­ten.

Hier wur­den die geis­ti­gen Grund­la­gen für die spä­te­re sozi­al­de­mo­kra­ti­sche Reform­po­li­tik geprägt, wel­che sowohl die Dere­gu­lie­rung der Finanz­märk­te als auch sozi­al­po­li­ti­sche Kür­zun­gen beinhal­te­te (San­del 2015: 8). Vor allem wur­de hier­mit die Hin­wen­dung der Sozi­al­de­mo­kra­tie zur „neu­en Mit­te“ ein­ge­lei­tet (Decker: 2018), wel­che in der Fol­ge mit mas­si­ven Mit­glie­der- und Stimm­ver­lus­ten bei der Kern­an­hän­ger­schaft, ins­be­son­de­re bei den lohn­ab­hän­gig Beschäf­tig­ten ein­her­ging (Haber­mas: 2016; Dallinger/Fückel: 2014). Vor allem aber war damit auch ein poli­ti­scher Glaub­wür­dig­keits­ver­lust der Sozi­al­de­mo­kra­tie ins­ge­samt ver­bun­den.

Die­ser setz­te sich fort, als dann die ent­spre­chen­den Arbeits­markt- und Sozi­al­re­for­men umge­setzt wur­den, wel­che in Deutsch­land als Agen­da 2010 bekannt wur­den und zum Bei­spiel in Frank­reich unter Fran­cois Hol­lan­de sehr ähn­lich imple­men­tiert wur­den. Die­se Refor­men wur­den wesent­lich mit der Wett­be­werbs­fä­hig­keit und Fle­xi­bi­li­tät begrün­det (Clasen/Clegg: 2014; Mas­s­ar­rat: 2013;Dörre: 2013). Sie waren aber einer­seits nicht mit den klas­si­schen Grund­wer­ten der Sozi­al­de­mo­kra­tie ver­ein­bar, ande­rer­seits aber waren die auch schlicht inkom­pa­ti­bel mit den mate­ri­el­len und poli­ti­schen Inter­es­sen der Wäh­le­rin­nen und Wäh­ler.

Denn die­se woll­ten einen wei­te­ren sozia­len Auf­stieg. Sie hat­ten ein Inter­es­se an ihrer sozia­len Sta­tus­re­pro­duk­ti­on (vgl. Becker/Schömann: 2015) und woll­ten nicht, dass durch poli­ti­sche Ent­schei­dun­gen die Abstiegs­ängs­te befeu­ert wer­den. Denn genau das war eine wesent­li­che Kon­se­quenz der sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Sozi­al­re­for­men (Kop­petsch: 2015; Dallinger/Fückel: 2014; Dör­re: 2013). Sie haben also, ob inten­diert oder unin­ten­diert, sowohl das Wer­te­sys­tem als auch die mate­ri­el­len Inter­es­sen ihrer eige­nen Wäh­ler­schaft beschä­digt und sich davon immer noch nicht erholt.

Die gesell­schaft­li­che Visi­on der Sozi­al­de­mo­kra­tie war eine nivel­lier­te Mit­tel­stands­ge­sell­schaft (Reck­witz 2018: 203; Ehrenreich/Ehrenreich: 2013). Heu­te ist unklar, wofür die Sozi­al­de­mo­kra­tie poli­tisch steht. Dies ist wohl ihre schwers­te Hypo­thek, denn es lässt sich so von den poli­ti­schen Mit­be­wer­bern nicht sagen, denen zumeist ein bestimm­ter Mar­ken­kern zuge­schrie­ben wird. Genau die­se pro­gram­ma­ti­sche, nor­ma­ti­ve und gesell­schafts­po­li­ti­sche Unklar­heit ist wohl der wich­tigs­te Fak­tor zur Erklä­rung der Kri­se der Sozi­al­de­mo­kra­tie.

Die euro­pa­wei­te Kri­se der poli­ti­schen Lin­ken

Aber auch die poli­ti­sche Lin­ke ist in einer andau­ern­den und tief­grei­fen­den Kri­se (Mason 2016: 15; von Lucke 2015: 18). Dies ist durch­aus para­dox, da sowohl die tie­fe kapi­ta­lis­ti­sche Kri­se seit 2008 als auch die poli­ti­sche Schwä­che der Sozi­al­de­mo­kra­tie lin­ken bzw. sozia­lis­ti­schen Par­tei­en einen Auf­schub geben soll­ten. Vor allem zeigt sich, dass The­men wie sozia­le Gerech­tig­keit und mate­ri­el­le Ungleich­hei­ten zuneh­mend an Rele­vanz gewin­nen (Petring 2015: 225; Piket­ty: 2014).

Es fin­den sich ver­schie­de­ne Grün­de, wel­che als Kri­sen­ex­plana­ti­on der poli­ti­schen Lin­ken her­an­ge­zo­gen wer­den kön­nen. Ein Punkt ist hier­bei, dass die­se Par­tei­en in der Wahr­neh­mung häu­fig auf ein The­ma redu­ziert wer­den, näm­lich Sozi­al­po­li­tik und sozia­le Gerech­tig­keit, und dann für die­je­ni­gen, wel­che die­sem The­ma kei­ne hohe Prä­fe­renz bei­mes­sen, schlicht unin­ter­es­sant sind.

Zwei­tens konn­te sich auch empi­risch zei­gen, dass der Effekt lin­ker Par­tei­en auf die mate­ri­el­le Umver­tei­lung sehr gering ist (Dal­lin­ger 2013: 574). Das heißt, es ist tat­säch­lich nicht klar, dass die Stimm­ab­ga­be für lin­ke Par­tei­en dann auch einen ent­spre­chen­den poli­ti­schen Out­put lie­fert. Dies hat natür­lich auch viel mit der Regie­rungs­skep­sis und Prä­fe­renz für Oppo­si­ti­ons­po­li­tik zu tun, die in vie­len lin­ken Par­tei­en vor­herrscht. Denn aus der Oppo­si­ti­on her­aus lie­ßen sich ins­be­son­de­re in den Nuller­jah­ren vie­le neo­li­be­ra­le Refor­men schlicht nicht ver­hin­dern. Dar­aus ergibt sich, dass die Stimm­ab­ga­be für eine lin­ke bzw. sozia­lis­ti­sche Par­tei nicht unbe­dingt einen direk­ten poli­ti­schen Out­put lie­fert.

Drit­tens haben gera­de lin­ke und sozia­lis­ti­sche Par­tei­en, wel­che sich klas­si­scher­wei­se als poli­ti­sche Inter­es­sen­ver­tre­tung der ein­kom­mens­schwa­chen und gesell­schaft­lich abge­häng­ten Men­schen betrach­ten (Matuschek/Krähnke/Kleemann/Frank: 2011), das Pro­blem dass ihr Elek­to­rat über­durch­schnitt­lich häu­fig schlicht nicht wäh­len geht. Statt Wut, Pro­test oder kol­lek­ti­ver Orga­ni­sa­ti­on kommt es zu Apa­thie und erlern­ter Hilf­lo­sig­keit. Im Ergeb­nis des­sen kommt es zu einer „klas­sen­spe­zi­fi­schen Wahl­ab­sti­nenz“ (Hadjar/Köthemann: 2014), bei der Unter­pri­vi­le­gier­te, die zumin­dest frü­her über­durch­schnitt­lich oft links gewählt haben, der Wahl­ur­ne fern­blei­ben , Gut­ver­die­ner und Aka­de­mi­ke­rin­nen und Aka­de­mi­ker hin­ge­gen über­pro­por­tio­nal häu­fig wäh­len gehen, auch zur Siche­rung ihrer eige­nen mate­ri­el­len Inter­es­sen (Mer­kel: 2015: 16; Kocka/Merkel 2015: 322; Weß­els 2015: 70).

Die­ses Phä­no­men wird poli­tik­wis­sen­schaft­lich auch als „Schüch­tern­heits­fal­le“ (bzw. timi­di­ty trap) bezeich­net (Brunk­horst 2016: 75). Die­ser Mecha­nis­mus trifft natür­lich lin­ke und sozia­lis­ti­sche Par­tei­en mit vol­ler Wucht. Denn es ist gera­de ihre Anhän­ger­schaft, die beson­ders anfäl­lig für die Schüch­tern­heits­fal­le ist.

Vier­tens erscheint die poli­ti­sche Lin­ke oft nicht geschlos­sen. In Deutsch­land macht sich dies ins­be­son­de­re an der Migra­ti­ons­fra­ge fest, aber auch an Per­so­nal- und Stra­te­gie­fra­gen. Dar­aus ergibt sich kein geschlos­se­nes Bild, was dann natür­lich für die Wähl­bar­keit weni­ger gut ist.

Fünf­tens ist die poli­ti­sche Lin­ke heu­te nicht mehr die Pro­test­par­tei, so wie sie es in eini­gen euro­päi­schen Län­dern über einen ent­spre­chen­den Zeit­raum war. Der Pro­test gegen die der­zei­ti­gen Zustän­de ent­spricht ja auch einem lin­ken Selbst­ver­ständ­nis (vgl. Scha­ren­berg, 2008). Der Pro­test­zug ist nach rechts wei­ter­ge­wan­dert, gera­de auch dadurch, dass ins­be­son­de­re bei Arbeit­neh­me­rin­nen und Arbeit­neh­mern an der Wahl­ur­ne zuneh­mend Fra­gen von Eth­ni­zi­tät und Migra­ti­on Fra­gen der sozia­len Ungleich­heit ver­drängt haben (Eri­bon: 2018; Eri­bon: 2017).

Sechs­tens fand ein par­ti­el­ler Aus­tausch des Elek­to­rats lin­ker Par­tei­en statt, der ins­be­son­de­re mit dem Ver­lust an Pro­test­wäh­le­rin­nen und Pro­test­wäh­lern ein­her­geht, aber auch mit dem Ein­tre­ten von Men­schen, die Migra­ti­on affir­mie­ren. Die Wäh­ler­schaft wur­de urba­ner, gebil­de­ter und kos­mo­po­li­ti­scher. Gera­de hier besteht jedoch ein star­ker Wett­streit mit den Grü­nen. Und da die­se der­zeit auf einem beson­de­ren Hoch sind, ist einer­seits ein Teil des alten Elek­to­rats weg, und ein Teil des neu­en Elek­to­rats ist bereits wie­der abge­wen­det.

All dies zusam­men erklärt wesent­lich die Kri­se der sozia­lis­ti­schen Par­tei­en.

Sozio­lo­gi­sche Empi­rie: Ent­so­li­da­ri­sie­rung statt Klas­sen­be­wusst­sein

Doch wie lässt sich nun die­se simul­ta­ne Kri­se erklä­ren? Einen ganz wesent­li­chen Fak­tor hier­bei stel­len sozio­lo­gi­sche Dyna­mi­ken dar, wel­che zu ver­än­der­ten Wert­hal­tun­gen in der Gesell­schaft füh­ren, wel­che ungüns­tig sind für Par­tei­en, die kate­go­ri­al auf Soli­da­ri­tät, kol­lek­ti­ver Hand­lungs­fä­hig­keit und ein Stück weit auch auf die Wahr­neh­mung einer geteil­ten sozia­len Lage, auf einem ent­spre­chen­den Klas­sen­be­wusst­sein basie­ren (Dep­pe: 2013; Weh­ler: 2013; Bol­t­an­ski & Chia­pel­lo: 2006). Denn genau dies haben die­se bei­den Par­tei­en­fa­mi­li­en mit den Gewerk­schaf­ten gemein­sam.

Was sich in der Gesell­schaft jedoch in erheb­li­chem Maße zeigt, sind star­ke Ten­den­zen der Indi­vi­dua­li­sie­rung, wel­che ganz wesent­lich das Resul­tat von Jahr­zehn­ten des Neo­li­be­ra­lis­mus sind (Mau: 2017; Rosa: 2012). Die­se Indi­vi­dua­li­sie­rung, wel­che also stark mit der ver­tief­ten Öko­no­mi­sie­rung der Gesell­schaft zusam­men­hängt, sorgt dafür, dass Men­schen in star­kem Maße dar­auf schau­en, wo sie selbst inner­halb inten­si­vier­ter Kon­kur­renz­ver­hält­nis­se blei­ben. Der Neo­li­be­ra­lis­mus wur­de sub­jek­ti­viert und ver­in­ner­licht (Reck­witz: 2018; Mason: 2016), was auto­ma­tisch sowohl den Blick für als auch die Empa­thie mit ande­ren schwächt (Bau­man: 2016; Kop­petsch: 2015). Hier­zu haben nach­weis­lich die Arbeits­markt­re­for­men bei­getra­gen, wel­che von einer sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Regie­rung initi­iert wur­den (Promberger/Ramos Loba­to: 2016; Dallinger/Fückel: 2014). Das heißt, die sozi­al­struk­tu­rel­len Vor­aus­set­zun­gen für Soli­da­ri­tät sind schon sehr schlecht. Hin­zu kommt dann noch, dass immer mehr Men­schen die­se Wett­be­werbs­im­pe­ra­ti­ve ver­in­ner­licht haben, ins­be­son­de­re in der Mit­tel­schicht (Heit­mey­er: 2018; Bröck­ling: 2007).

Aber es geht sogar noch einen Schritt wei­ter. Dass es in der Gesell­schaft um den sozia­len Sta­tus, auch um sozia­le Ver­gleichs­pro­zes­se geht, ist nichts grund­le­gend Neu­es (Bour­dieu: 2007). Die Ergeb­nis­se die­ser sozia­len Ver­gleichs­pro­zes­se haben nach­weis­lich auch Aus­wir­kun­gen auf das indi­vi­du­el­le Wohl­be­fin­den (Gras­se­ni & Ori­go, 2018). Die­se Ver­gleichs­pro­zes­se haben sich durch die Digi­ta­li­sie­rung jetzt natür­lich noch ein­mal mas­siv ver­schärft, da alle mög­li­chen Lebens­sti­le und Lebens­la­gen betracht­bar sind, und weil Men­schen ins­be­son­de­re in den sozia­len Netz­wer­ken dazu nei­gen, ihren Lebens­stil per­for­ma­tiv und ten­den­zi­ell posi­tiv dar­zu­stel­len (Reck­witz: 2018; Heit­mey­er: 2018), was in der Kon­se­quenz indi­vi­du­el­le Ver­gleichs­pro­zes­se eher nega­tiv aus­fal­len lässt.

Jedoch geht es heu­te nicht mehr ein­fach nur dar­um, indi­vi­du­ell zu sein. Son­dern es geht für vie­le Men­schen, ins­be­son­de­re in der aka­de­mi­schen Mit­tel­schicht dar­um, etwas Beson­de­res zu sein, ein­zig­ar­tig. Eine Sin­gu­la­ri­tät. Dar­aus ergibt sich dann das, was der Sozio­lo­ge Andre­as Reck­witz „Die Gesell­schaft der Sin­gu­la­ri­tä­ten“ nennt (Reck­witz: 2018). Es geht dar­um, die eige­ne Bio­gra­phie, den eige­nen Lebens­stil und die eige­ne Arbeit als ein­zig­ar­tig zu erle­ben, zu insze­nie­ren und von ande­ren auch in die­ser Sin­gu­la­ri­tät aner­kannt zu wer­den. (Reck­witz: 2018). Um inner­halb der heu­ti­gen Auf­merk­sam­keits­öko­no­mie wahr­ge­nom­men zu wer­den (Schro­er: 2014), müs­sen wir unser Leben ins­be­son­de­re ver­mit­telt über sozia­le Netz­wer­ke dar­stel­len. Dies sind jedoch meist posi­ti­ve Dar­stel­lun­gen, kaum Pro­ble­me und Schwie­rig­kei­ten (Reck­witz: 2018), was dann aber zu einer ver­zerr­ten Gesamt­sicht auf die Gesell­schaft führt. Das wesent­li­che poli­ti­sche Pro­blem in der Gesell­schaft der Sin­gu­la­ri­tä­ten ist jedoch: wenn die Gedan­ken vie­ler Men­schen um ihre Sin­gu­la­ri­tät krei­sen, dann ist für Soli­da­ri­tät wenig Platz, denn wenn mein Bestre­ben ist, mich von ande­ren abzu­gren­zen, dann wer­de ich mich kaum mit ihnen iden­ti­fi­zie­ren oder für sie ein­set­zen. Vor allem: Ein Sin­gu­la­ri­täts­be­wusst­sein ist einem mög­li­chen Klas­sen­be­wusst­sein, wel­ches letzt­lich eine Vor­aus­set­zung sozi­al­de­mo­kra­ti­scher und lin­ker Poli­tik ist, dia­me­tral ent­ge­gen­ge­setzt.

Die Ent­so­li­da­ri­sie­rung, wel­che stark mit Indi­vi­dua­li­sie­rungs- und Sin­gu­la­ri­sie­rungs­ten­den­zen zusam­men­hängt, hat jedoch noch eine wei­te­re Dimen­si­on. Denn zum einen ist gera­de in den obe­ren Schich­ten der Gesell­schaft eine Abkehr von Soli­da­ri­tät und gesell­schaft­li­cher Ver­ant­wor­tung erkenn­bar, wel­che Wil­helm Heit­mey­er als „rohe Bür­ger­lich­keit“ (Heit­mey­er 2018: 310) beschreibt. Die­se Ent­so­li­da­ri­sie­rung von Bes­ser­ver­die­nen­den als Pro­dukt eines inter­na­li­sier­ten Neo­li­be­ra­lis­mus ist für sozi­al­de­mo­kra­ti­sche und sozia­lis­ti­sche Poli­tik noch ver­schmerz­bar, denn die­se Per­so­nen sind zumeist schlicht nicht ihr Elek­to­rat.

Die Schwie­rig­keit besteht jedoch dar­in, dass auch die­je­ni­gen, als deren Inter­es­sen­ver­tre­tung sich sozi­al­de­mo­kra­ti­sche und sozia­lis­ti­sche Par­tei­en betrach­ten, zuneh­mend ent­so­li­da­ri­sie­ren. Gera­de inner­halb der abstiegs­be­droh­ten Mit­tel­schicht sind öko­no­mis­ti­sche Ein­stel­lun­gen recht häu­fig ver­brei­tet, wel­che dann mit Abwer­tungs­pro­zes­sen gegen­über „Min­der­leis­tern“, Lang­zeit­ar­beits­lo­sen und ande­ren ein­her­ge­hen (Heit­mey­er: 2018; Kop­petsch: 2015). Der zu beob­ach­ten­de Mecha­nis­mus ist letzt­lich immer wie­der der, dass bestimm­te Grup­pen der Gesell­schaft, gera­de dann wenn sie Ängs­te haben abzu­stei­gen, immer wie­der ihren eige­nen Selbst­wert erhal­ten oder stei­gern, in dem sie ande­re, häu­fig in noch pre­kä­re­ren Lagen befind­li­che Grup­pen abwer­ten (Heit­mey­er: 2018; Köp­ping: 2018). Genau die­je­ni­gen aber soll­ten sich eigent­lich, nach sozi­al­de­mo­kra­ti­scher und sozia­lis­ti­scher Les­art, zusam­men­schlie­ßen und soli­da­risch kämp­fen. Doch offen­kun­dig ist das Bedürf­nis nach Dis­tink­ti­on stär­ker als jenes nach Soli­da­ri­tät. Dar­aus folgt dann für lin­ke Par­tei­en die sehr schwer­wie­gen­de Fra­ge, wer eigent­lich genau ihr poli­ti­sches Sub­jekt ist.

Dadurch, dass gera­de die Abstiegs­ängs­te durch struk­tu­rel­le Ursa­chen wie die kapi­ta­lis­ti­sche Glo­ba­li­sie­rung (Piket­ty: 2014), die Digi­ta­li­sie­rung und die mit ihr ein­her­ge­hen­den Ver­än­de­run­gen der Arbeits­welt (Yogeshwar: 2017; Bryn­jolfs­son & McA­fee: 2014) sowie die akti­vie­ren­den Arbeits­markt­re­for­men (Dallinger/Fückel: 2014; Dör­re: 2013) deut­lich zuge­nom­men haben. Die­se indu­zier­ten Ängs­te sorg­ten natür­lich für eine umfas­sen­de Dis­zi­pli­nie­rung und ent­spre­chen­de Anpas­sungs­pro­zes­se, ins­be­son­de­re in der Mit­tel­schicht (Kop­petsch: 2015). Die­ser erleb­te mul­ti­ple Druck wird dann ent­spre­chend wei­ter­ge­ge­ben, indem man zur Selbst­ent­las­tung auf ande­re her­ab­schaut.

Genau die­ser Mecha­nis­mus der Fremd­ab­wer­tung zur Erhal­tung des eige­nen, pre­kä­ren Selbst­wer­tes aber ver­hin­dert ent­spre­chen­de Mit­te-unten-Bünd­nis­se, wel­che dann sozi­al­de­mo­kra­ti­sche und sozia­lis­ti­sche Par­tei­en als ihre natür­li­chen Bünd­nis­part­ner betrach­ten könn­ten.

Das Ver­stum­men der Sozi­al­kri­tik

Neben der Soli­da­ri­tät gibt es eine wei­te­re wich­ti­ge kate­go­ria­le Vor­aus­set­zung sozi­al­de­mo­kra­ti­scher und sozia­lis­ti­scher Poli­tik, näm­lich die Sozi­al­kri­tik. Die­se Sozi­al­kri­tik beschreibt eine Form der Kri­tik an der Gesell­schaft, wel­che auf Gerech­tig­keits­prin­zi­pi­en basiert und die Ver­tei­lung von Gütern und Reich­tum the­ma­ti­siert (Bol­t­an­ski & Chia­pel­lo, 2006). Die Sozio­lo­gin Gabrie­le Wag­ner bringt es auf den Punkt: Ange­sichts der zuneh­men­den Indi­vi­dua­li­sie­rungs­rhe­to­rik in unse­rer Gesell­schaft und den zuneh­men­den Ent­so­li­da­ri­sie­rungs­pro­zes­sen haben wir es mit einem „Ver­stum­men der Sozi­al­kri­tik“ (Wag­ner 2008: 311) zu tun.

Die­ses Ver­stum­men der Sozi­al­kri­tik hat eine ganz wesent­li­che Vor­aus­set­zung, näm­lich die Indi­vi­dua­li­sie­rung der Zuschrei­bung der jewei­li­gen gesell­schaft­li­chen Lage, gera­de vor dem Hin­ter­grund eines weit­hin akzep­tier­ten Grund­sat­zes einer markt­kon­for­men Leis­tungs­ge­rech­tig­keit (Heit­mey­er: 2018; Kop­petsch: 2015; Bröck­ling: 2007). Das heißt, neben der Abwer­tung mar­gi­na­li­sier­ter und pre­kä­rer Grup­pen haben wir es mit einer indi­vi­dua­li­sier­ten Schuld­zu­schrei­bung zu tun, die von immer mehr Men­schen geteilt wird. So wird dann Arbeits­lo­sig­keit, Armut oder auch eine Pre­ka­ri­tät der Lebens­ver­hält­nis­se als das Ergeb­nis man­geln­der Leis­tung und Anstren­gung ange­se­hen, nicht als poli­tisch-struk­tu­rell ver­ur­sacht. Die­ses markt­för­mi­ge Leis­tungs­ge­rech­tig­keits­den­ken (Tullius/Wolf: 2016; Micus: 2015) ist das Ergeb­nis der Ver­in­ner­li­chung neo­li­be­ra­ler Glau­bens­sät­ze in den ein­zel­nen Bür­ge­rin­nen und Bür­gern, und es ist ein wei­te­rer Mecha­nis­mus, der pro­gres­si­ve Bünd­nis­se und Zusam­men­schlüs­se ver­hin­dert. Mehr noch: Sozi­al­de­mo­kra­ti­sche und sozia­lis­ti­sche Poli­tik, wel­che auf die Stär­kung des Wohl­fahrts­staa­tes abzielt, kann aus die­ser Per­spek­ti­ve als ille­gi­tim ange­se­hen wer­den, weil ja hier Men­schen Leis­tun­gen bekom­men, gar Leis­tungs­er­hö­hun­gen, obwohl sie die­se gar nicht „ver­dient“ hät­ten. So ist auch par­ti­ell erklär­lich, war­um Men­schen mit mitt­le­rem oder gerin­gem sozio­öko­no­mi­schem Sta­tus gegen ihre eige­nen mate­ri­el­len Inter­es­sen wäh­len.

Der Rechts­po­pu­lis­mus als gemein­sa­me Bedro­hung

In jüngs­ter Zeit, ins­be­son­de­re nach­dem sich hun­dert­tau­sen­de Geflüch­te­te im Jahr 2015 nach Deutsch­land beweg­ten und es jetzt auch in Deutsch­land eine par­tei­för­mi­ge Orga­ni­sa­ti­on des Rechts­po­pu­lis­mus in Form der AfD gibt (Lewandowsky/Giebler/Wagner: 2016), sind sozi­al­de­mo­kra­ti­sche und sozia­lis­ti­sche Par­tei­en mit einer neu­en Qua­li­tät par­tei­po­li­ti­scher, aber auch welt­an­schau­li­cher Kon­kur­renz kon­fron­tiert. Das par­la­men­ta­ri­sche Kon­kur­renz­ver­hält­nis zeigt sich dar­an, dass es teils mas­si­ve Wäh­ler­wan­de­run­gen gab. Der „vaga­bun­die­ren­de Auto­ri­ta­ris­mus“ (Heit­mey­er: 2018), bei dem ein rele­van­ter Teil des Elek­to­rats durch­aus auto­ri­tä­re und auto­ri­täts­af­fi­ne Ansich­ten hat­te, es war ein­mal im Wesent­li­chen von den Volks­par­tei­en absor­biert wor­den. Heu­te wird genau die­ser Teil der Wäh­ler­schaft sehr umfas­send durch rechts­po­pu­lis­ti­sche Par­tei­en gebun­den.

Der Bie­le­fel­der Sozio­lo­ge Wil­helm Heit­mey­er geht davon aus, dass eine Kom­bi­na­ti­on aus sozia­ler Des­in­te­gra­ti­on, man­gel­haf­ter poli­ti­scher Par­ti­zi­pa­ti­on und öko­no­mi­schen Abstiegs­ängs­ten den Boden berei­ten für das, was er als „auto­ri­tä­re Ver­su­chung“ bezeich­net (Heit­mey­er: 2018). Die­se Gemenge­la­ge ist für eine rele­van­te Anzahl von Men­schen gege­ben, ins­be­son­de­re auch in Regio­nen, in denen es abwärts geht, und ins­be­son­de­re in Ost­deutsch­land (Köp­ping: 2018). Ins­be­son­de­re des­halb sind rechts­po­pu­lis­ti­sche Par­tei­en hier sehr stark.

Es kommt ein wei­te­res Pro­blem hin­zu, näm­lich das Kom­ple­xi­täts­dif­fe­ren­zi­al, wel­ches den Rechts­po­pu­lis­ten in die Hän­de spielt. Sozi­al­de­mo­kra­ti­sche und sozia­lis­ti­sche Par­tei­en nei­gen zu kom­ple­xen Betrach­tun­gen und ver­su­chen in vie­len Fäl­len, die poli­ti­sche Kom­ple­xi­tät adäquat zu beant­wor­ten. Dem­ge­gen­über geben rechts­po­pu­lis­ti­sche Par­tei­en auf kom­ple­xe Fra­gen ein­fa­che Ant­wor­ten, was ihnen dann dis­kur­si­ve und stra­te­gi­sche Vor­tei­le ver­schafft (Hill­je: 2018; Ötsch/Horaczek: 2017; Mül­ler: 2016). Ein ein­fa­ches Bei­spiel hier­für: Auf Geflüch­te­te zu schimp­fen, die häu­fig in der Lebens­welt von Men­schen sicht­bar ist, erscheint kogni­tiv deut­lich nach­voll­zieh­ba­rer, als sich über Steu­er­flücht­lin­ge und ihren viel höhe­ren Scha­den zu echauf­fie­ren. Denn das neue Smart­pho­ne eines Geflüch­te­ten kann ich sehen, die feh­len­de Kin­der­ta­ges­stät­te auf­grund von Steu­er­hin­ter­zie­hung nicht.

Es kommt jedoch noch ein poli­tisch-psy­cho­lo­gi­sches Pro­blem hin­zu. Wir kön­nen davon aus­ge­hen, dass Men­schen grund­le­gend danach bestrebt sind, ihren Selbst­wert zu erhal­ten bzw. zu ver­bes­sern (Morf/Koole: 2014). Unse­ren Selbst­wert kön­nen wir auch erhö­hen, indem wir uns bestimm­ten Grup­pen zuge­hö­rig füh­len, indem etwas, was Teil unse­rer sozia­len Iden­ti­tät ist (Taj­fel: 1982) ent­spre­chend auf­ge­wer­tet wird. Gera­de dadurch, dass sich durch Glo­ba­li­sie­rung und Digi­ta­li­sie­rung abhän­gig Beschäf­tig­te weni­ger wert­ge­schätzt, ein Stück weit auch abge­hängt wer­den und von den hoch­qua­li­fi­zier­ten Aka­de­mi­ke­rin­nen und Aka­de­mi­kern nicht sel­ten auch tat­säch­lich abge­wer­tet wer­den, seh­nen sie sich nach einer Instanz, die sie auf­wer­tet. Das frü­he­re Klas­sen­be­wusst­sein, auch der Stolz ein Teil der Arbei­ter­be­we­gung zu sein, ist heu­te als Iden­ti­täts­an­ge­bot so gut wie nicht mehr rele­vant (Eri­bon: 2017; Boltanski/Chiapello: 2006). Hin­ge­gen gibt es die abso­lut nied­rig­schwel­li­ge Erzäh­lung, dass man ein­fach schon Deut­scher sei, qua eth­ni­scher Zuge­hö­rig­keit, und damit etwas Beson­de­res, auch etwas Höhe­res als ande­re mar­gi­na­li­sier­te Grup­pen (Heit­mey­er: 2018; Köp­ping: 2018). Damit erfüllt die rechts­po­pu­lis­ti­sche Erzäh­lung das Bedürf­nis nach Selbst­auf­wer­tung, wel­che eine sozi­al­de­mo­kra­ti­sche bzw. sozia­lis­ti­sche Erzäh­lung nicht befrie­digt. Hin­zu kommt, dass ins­be­son­de­re in der poli­ti­schen Lin­ken, aber auch in der Sozi­al­de­mo­kra­tie iden­ti­täts­po­li­ti­sche Anfor­de­run­gen gestellt wer­den (geschlech­ter­ge­rech­te Spra­che, Pri­vi­le­gi­en­be­wusst­sein, Post­ko­lo­nia­lis­mus), wel­che kul­tu­rell auf eini­ge sogar abschre­ckend wir­ken und abge­ho­ben bzw. links­eli­tär erschei­nen (Nas­sehi: 2018; Lil­la: 2017; Wil­liams: 2017). Sol­che Anfor­de­run­gen stel­len Rechts­po­pu­lis­ten nicht, son­dern im Gegen­teil schaf­fen sie teils noch einen Reso­nanz­raum für bestehen­de Res­sen­ti­ments (vgl. Eri­bon: 2017), was dann natür­lich die rela­ti­ve Attrak­ti­vi­tät der rechts­po­pu­lis­ti­schen Erzäh­lung ins­be­son­de­re für nicht Stu­dier­te, lohn­ab­hän­gi­ge Men­schen deut­lich erhöht. Nicht umsonst gibt es selbst unter Gewerk­schafts­mit­glie­dern, wel­che sich eigent­lich dem Grund­wert der Soli­da­ri­tät ver­pflich­tet füh­len soll­ten, über­pro­por­tio­nal vie­le Wäh­le­rin­nen und ins­be­son­de­re Wäh­ler rechts­po­pu­lis­ti­scher Par­tei­en.  

Mög­li­che Gegen­stra­te­gi­en die­ser Par­tei­en

Sowohl die sozi­al­de­mo­kra­ti­schen als auch die sozia­lis­ti­schen Par­tei­en müs­sen jedoch nicht dau­er­haft in die­ser Kri­se ver­blei­ben. Sie haben viel­fäl­ti­ge Hand­lungs­mög­lich­kei­ten, wie sie mit ihrer der­zei­ti­gen Kri­se umge­hen kön­nen. Die hier auf­ge­führ­ten mög­li­chen Stra­te­gi­en sind selbst­ver­ständ­lich mit­ein­an­der kom­bi­nier­bar und an die jewei­li­gen Erfor­der­nis­se der ein­zel­nen Par­tei­en anzu­pas­sen. Fol­gen­de kon­kre­te Hand­lungs­op­tio­nen erschei­nen sowohl für sozi­al­de­mo­kra­ti­sche als auch für sozia­lis­ti­sche Par­tei­en.

1.      Sozi­al­staats­ver­spre­chen für das digi­ta­le Zeit­al­ter

Ange­sichts des­sen, dass die Digi­ta­li­sie­rung mit hoher Wahr­schein­lich­keit tat­säch­lich dis­rup­tiv wir­ken wird, und gera­de durch maschi­nel­les Ler­nen sowie den 3D-Druck ganz neue Pro­duk­ti­vi­täts­po­ten­zia­le mög­lich sind, soll­ten all die­je­ni­gen, die dann mög­li­cher­wei­se arbeits­los wer­den (Hara­ri: 2018; Yogeshwar: 2017), direkt auf­ge­fan­gen wer­den und mög­lichst auch direk­te Ange­bo­te erhal­ten, um ihre Beschäf­ti­gungs­fä­hig­keit zu sichern.

2.      Zeit­wohl­stand als poli­ti­sches Ziel

Gera­de ange­sichts der gesell­schaft­li­chen Beschleu­ni­gung, vor allem aber auch der mas­si­ven Pro­duk­ti­vi­täts­stei­ge­run­gen seit dem 2. Welt­krieg ist die Fra­ge, war­um es immer noch nicht gelun­gen ist, die Arbeits­zeit der Beschäf­tig­ten signi­fi­kant zu sen­ken (Rosa: 2012; Rosa: 2005). Gera­de die jüngs­ten gewerk­schaft­li­chen Kämp­fe für mehr selbst­be­stimm­te Arbeits­zeit, auch für eine Arbeits­zeit­ver­kür­zung, bie­tet defi­ni­ti­ve Anknüp­fungs­punk­te für eine gesamt­ge­sell­schaft­li­che Neu­ge­stal­tung von Arbeits­zeit . Das Ziel ist mehr Zeit­wohl­stand, also selbst­be­stimm­te Arbeits­zeit (vgl. Hipp/Kelle/Quart: 2017; Rosa: 2005). Die­ses Ziel ist weit anschluss­fä­hig, da das Stress­emp­fin­den vie­ler Men­schen mas­siv gestie­gen ist, und Zeit­druck heu­te einer der wesent­lichs­ten Stres­so­ren ist (Leinhos/Rigotti/Baethge: 2018).

3.      Eta­blie­rung als Par­tei­en der regio­na­len Gerech­tig­keit

Wir müs­sen heu­te in immer stär­ke­rem Maße fest­stel­len, dass der poli­ti­sche und ver­fas­sungs­mä­ßi­ge Anspruch gleich­wer­ti­ger Lebens­ver­hält­nis­se in immer gerin­ge­rem Maße gege­ben ist. Die Unter­schie­de zwi­schen Stadt und Land neh­men immer stär­ker zu (Reck­witz: 2018; Bau­man: 2017; Ash: 2016). Es stei­gen sowohl die sozio­öko­no­mi­schen als auch die kul­tu­rel­len und poli­ti­schen Unter­schie­de zwi­schen Stadt und Land, und es fin­det hier auch eine zuneh­men­de Pola­ri­sie­rung statt (Heit­mey­er: 2018). Wenn nun aber Gerech­tig­keit breit defi­niert wird und auch Gerech­tig­keit zwi­schen Regio­nen beinhal­tet, und dies ver­knüpft wird mit dem nor­ma­ti­ven Anspruch gleich­wer­ti­ger Lebens­ver­hält­nis­se, so ergibt sich hier defi­ni­tiv ein Topos für sozi­al­de­mo­kra­ti­sche und sozia­lis­ti­sche Poli­tik. Denn gera­de hier wer­den die­se Par­tei­en auch unter­durch­schnitt­lich oft gewählt, und gera­de die­je­ni­gen, die in wenig pro­spe­rie­ren­den bzw. abstiegs­be­droh­ten Regio­nen leben, sind sehr anfäl­lig für auto­ri­tä­re Ver­su­chun­gen (Hill­je: 2018; Heit­mey­er: 2018). Daher ist es wich­tig, Kon­zep­te für länd­li­che Räu­me zu ent­wi­ckeln und dort auch prä­sent zu sein.

4.      Pola­ri­sie­rung statt Post­de­mo­kra­tie

Colin Crouch hat mit sei­nem Werk „Post­de­mo­kra­tie“ (Crouch: 2008) ein wich­ti­ges poli­to­lo­gi­sches Werk beschrie­ben, in dem er beschreibt, wie eta­blier­te Demo­kra­ti­en zuneh­mend media­li­siert, per­so­na­li­siert und unmit­tel­ba­rer wer­den sowie die gro­ßen Unter­schie­de zwi­schen den eta­blier­ten Par­tei­en ver­schwin­den. Es wird die­ser Dia­gno­se gemäß nicht mehr über grund­le­gen­de poli­ti­sche Fra­gen, gar gan­ze Gesell­schafts­kon­zep­tio­nen gestrit­ten (vgl. Habeck: 2018), son­dern Poli­tik viel­mehr insze­niert.

Die­se Demo­kra­tie­dia­gno­se hat defi­ni­tiv Rele­vanz und bestimm­te Phä­no­me­ne der Post­de­mo­kra­tie sind heu­te in west­li­chen libe­ra­len Demo­kra­ti­en klar zu beob­ach­ten (Brunk­horst: 2016; Mer­kel: 2015). Daher geht es dar­um, kla­re gesell­schaft­li­che Ide­en und Kon­zep­te zu ent­wi­ckeln und die­se auch kon­sis­tent immer wie­der zu kom­mu­ni­zie­ren (Weh­ling: 2016). Der demo­kra­ti­sche Sozia­lis­mus als das pro­gram­ma­ti­sche Basal­kon­zept bei­der Par­tei­en­fa­mi­li­en (vgl. Hon­neth: 2015; Mey­er: 2008), er ist nicht nur unter­kon­zep­tua­li­siert, er ist vor allem unter­erzählt. Es braucht ein kla­res Nar­ra­tiv, wie eine ande­re Gesell­schaft aus­se­hen kann, sowie mög­lichst kon­kre­te und umsetz­ba­re Kon­zep­te.

5.      Links­po­pu­lis­mus

Natür­lich ist der Links­po­pu­lis­mus eine rele­van­te und mög­li­che Stra­te­gie sozi­al­de­mo­kra­ti­scher und sozia­lis­ti­scher Par­tei­en. Er hat den gro­ßen Vor­teil, dass somit ein­fa­che und anschluss­fä­hi­ge Erzäh­lun­gen mög­lich sind, und er mobi­li­siert die eige­ne Anhän­ger­schaft (vgl. Mül­ler: 2016). Das Pro­blem ist jedoch, dass kei­nes­falls gesi­chert ist, dass die­je­ni­gen, die mit einer links­po­pu­lis­ti­schen Erzäh­lung von „denen da oben“ ein­ge­fan­gen wer­den kön­nen, dann nicht auch affi­zier­bar für Rechts­po­pu­lis­mus sind (Heit­mey­er: 2018). Zudem könn­te die oft not­wen­di­ge Ver­ein­fa­chung und ana­ly­ti­sche Ver­fla­chung, die regel­mä­ßig mit popu­lis­ti­schen Poli­tik­kon­zep­tio­nen ein­her­geht, für die jeweils eige­ne Mit­glied­schaft demo­ti­vie­rend und frus­trie­rend sein. Daher erscheint eher ein selek­ti­ver Links­po­pu­lis­mus viel­ver­spre­chend.

6.      Eine Macht­per­spek­ti­ve qua Koope­ra­ti­on auf­bau­en

Dadurch, dass der Wahl­akt sowohl demo­kra­tie­theo­re­tisch als auch prak­tisch dazu füh­ren soll, dass sich Poli­tik ver­än­dert, ist es wich­tig, eine kla­re Macht­per­spek­ti­ve auf­zu­bau­en. Die­ses geht jedoch nur dann, wenn es ent­spre­chend vor­be­rei­tet wird und hin­rei­chen­des Ver­trau­en zwi­schen den Akteu­ren gege­ben ist. Es soll­te klar erkenn­bar sein, dass eine Stim­me für sozi­al­de­mo­kra­ti­sche bzw. sozia­lis­ti­sche Par­tei­en tat­säch­lich einen Poli­tik­wech­sel bewir­ken kann. Die­se poli­ti­sche Respon­si­ti­vi­tät ist sowohl gut für die­se Par­tei­en, als auch für die Demo­kra­tie ins­ge­samt.

Lite­ra­tur:

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